Gesundheitsschutz: Gehörschäden sind vermeidbare Berufskrankheiten
- markvonrotz4
- 26. Sept. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Von den fünf menschlichen Sinnen ist das Gehör ein echter Schnellchecker. Vergleicht man Riechen, Schmecken, Tasten, Sehen und Hören miteinander, stellt das Hören die anderen Sinne in den Schatten. Warum? Ihm wird mehr Feingefühl, mehr Differenzierung und mehr Schnelligkeit bei der Datenverarbeitung bescheinigt. Geräusche und Sinnesendrücke rauschen quasi auf einem Highway ins Gehirn und werden entsprechend be- und verarbeitet, sodass wir sie einordnen und verstehen können. Zugleich triggert das Gehörte unsere Gefühle. Wie ist das zu verstehen?

Musik kann Melancholie oder gute Laune befeuern. Eine laute Vibroplatte, eine Kreissäge oder ein Notstromaggregat schaffen das nicht. Die Höhe des Schallpegels und die „Komposition“ des Geräuschs ergeben zusammen ein akustisches Ganzes. Das wird im Falle von Trennschleifer und Co. nicht nur als lästig wahrgenommen, sondern schadet auf lange Frist der Gesundheit.
Lärm macht krank.
Hämmernde Beats, wummernde Bässe, elektrisierender Sound – in Diskotheken herrscht ein Lärmpegel von bis 100 Dezibel. Manche verkraften diese Lautstärke ganz gut, andere tragen Ohrstöpsel. Schliesslich geht man ja nicht täglich hin… Anders sieht auf den Baustellen im Lande aus. Da geht es ganztags so laut zu und her. Der Schallpegel liegt im Spektrum von 70 bis 120 Dezibel. Einige Berufe trifft es besonders hart:
· Schaler
· Maurer
· Dachdecker
· Zimmermann
· Bauarbeiter, die mit Verdichtungsgeräten, Trennschleifern, Kreissägen arbeiten
Sie sind direkt und Tag für Tag intensiver und hoher Lärmbelastung ausgesetzt. Das steckt kein Ohr der Welt unbeeindruckt weg. Schallpegel über 100 Dezibel gelten als kritisch. Setzt man sich dieser Intensität dauerhaft aus, leiden die Haarzellen im Innenohr. Warum? Weil Lärm den Körper stresst. Eine Reaktion darauf ist, dass sich die Blutgefässe im Innenohr verengen. Die Blutversorgung läuft auf Standby. Weniger Sauerstoff kommt an der Basis, in den Haarzellen, an. Solch eine unterversorgte Zelle steht bei der Nachrichtenübermittlung auf der Leitung. Das heisst: Schwingungen können nicht mehr als Nervenreize weitergeleitet werden. Töne, Worte, Musik – alles verblasst zu Schall und Rauch! Im Gegensatz zu anderen Körperzellen verfügen die Zellen des Innenohres über keine Eigenreparatur. Konkret: Was einmal ruiniert ist, bleibt ruiniert. Und dennoch wird der Gehörschutz gerne weggelassen.
Ohren auf Durchzug?
Was nützt Ihnen ein Mitarbeiter, der nicht mehr die Ohren spitzen kann, sondern von den Lippen ablesen muss? Setzen Sie Prioritäten. Investieren Sie in Wissen und in schallmindernde Technik oder lärmreduzierende Massnahmen. Wie die Praxis zeigt, herrscht ein breites Unwissen darüber, in welcher Schallumgebung gearbeitet wird. Ferner ist man sich nicht bewusst, wie notwendig und wertvoll eine funktionierende Kommunikation untereinander ist. Erst, wenn der eine nicht (mehr) versteht, was der andere sagt, fallen Informationslücken auf. Warnsignale werden nicht mehr rechtzeitig gehört oder überhört.
Überzeugungsarbeit heisst, den Mitarbeitern damit in den Ohren zu liegen.
Aber es ist doch so heiss draussen! Ja, im Sommer sind Ohrstöpsel oder Kapselgehörschutz lästig und teilweise spürt man einen gewissen Sauna-Effekt. So genannte Otoplastiken haben einen besseren Tragekomfort – insgesamt machen sie einen ebenso so guten Job. Weil kein Ohr wie das andere ist, erfolgt eine individuelle Anfertigung. Otoplastiken sind Teil der Persönlichen Schutzausrüstung. Übrigens: Schutzhelme mit integriertem Gehörschutz gibt es auch! Worauf warten Sie in Ihrer Verantwortung als Arbeitgeber noch?
Einfach. Sicher. Arbeiten.
personalfokus AG
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