Arbeitssicherheit: Wo gehobelt wird, fallen Späne….
- markvonrotz4
- 16. Jan. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Sept. 2023
Menschen arbeiten mit Menschen. Beobachtet man das Miteinander auf Grossbaustellen, geht es zu wie beim Turmbau zu Babel. Gebrüll und Gewusel auf Italienisch, Albanisch, Rumänisch, Portugiesisch, Serbokroatisch und Schwizerdütsch. Solch ein ähnliches Sprachengewirr sorgte schon vor tausenden Jahren für Tohuwabohu. Es ist anzunehmen, dass damals Zeitdruck, Engpässe und Konfusion den Arbeitsalltag bestimmten. Statt Miteinander etwas Grossartiges zu schaffen, blieben das Miteinander (und bestimmt auch die Arbeitssicherheit) auf der Strecke. Klammert man die Arbeitsbedingungen, die Sklaverei und das heutige Level von Projektmanagement aus, fehlt das Mindset für das grosse Ganze immer wieder. Das Menschen mit Menschen und in Eigenverantwortung arbeiten, spielt in der Routine eine untergeordnete Rolle.

Risikofaktor Mensch: Inneren Schlendrian aushebeln
"Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden, sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft.“ Das ist kein Zitat der Gegenwart, sondern es ist fast 150 Jahre alt und stammt von Werner von Siemens.
Ein Gebot menschlicher Verpflichtung! Mitmenschlichkeit im rauem Umfeld des Alltags und der Mitarbeiter! Zugegeben, ich sehe Ihr Kopfschütteln und Ihre leichte Irritation.
Gegenfrage: Wie gelingt es Ihnen als Bauleiter oder Polier eine Verhaltensveränderung anzustossen?
· Mit Druck und Kontrolle?
· Der tausendsten Anweisung auf Papier?
· Via Kommunikation nach Giesskannenprinzip?
· Oder mit 1:1 Gesprächen, echten Fragen?
Wer fragt, der führt.
Sicherheitsgebote, Schutzkleidung, Gefahrenstoffe, Lieferengpässe, das Nebeneinander der Gewerke: Wie behalten Ihre Mitarbeiter a) den Durchblick und b) die Sicht auf ihr eigenes Verhalten? Schliesslich ist Tausendmal nichts passiert. Weil der Mensch aber Mensch ist, er gute wie schlechte Tage hat, ist und bleibt er die grösste Sicherheitslücke. Dem müssten sich (idealerweise) alle bewusst sein. In der Praxis ist das leider nicht der Fall.
Geht es um Arbeitssicherheit, simple Vorkehrungen oder um das Erkennen von gefährlichen Situationen – welche Fragen stellen Sie? Ja-Nein-Fragen oder solche, die das Gegenüber ernst nehmen und Eigeninitiative fördern? Klingt nach mehr als es ist, dauert nicht viel länger als eine Arbeitsschutzbelehrung. Fragen ist etwas anderes, als nur die bürokratisch formulierte Vorschrift auf den Tisch „geknallt“ zu bekommen.
Flashback Schulzeit
Wie fühlte es sich an, für den Fehler abgekanzelt zu werden? Einfach so, ohne Kontext? Zeigten Sie Einsicht oder machten Sie dicht? Wer erkennt, was er tut und welche Konsequenzen das hat, ist anders unterwegs. Nur ist Lernen durch Schmerz auf der Baustelle wirklich keine Option. Daher unser Tipp, wie der Fokus auf die eigene Arbeitssicherheit präzisiert werden kann.
1. Kommunikation ist alles! Egal welche Sprache vor Ort dominiert – gehen Sie auf die Mannschaft zu. Nicht als Chef, sondern als Mitmensch.
2. Fragen Sie den Mitarbeiter, was die von Ihnen beobachtete Fahrlässigkeit bei seiner Ehefrau oder seinen Kindern auslösen würde. (Wenn sie es wüssten.)
3. Nutzen Sie dieses Szenario als Aufhänger für Vorschläge. (Nicht Ihre eigenen, sondern die des Mitarbeiters.)
4. Nicht die erstbeste Lösung ist die beste. Hören Sie genauer zu. Garantiert kommen Alternativen ins Spiel.
5. Hast du das schon ausprobiert? Diese Frage lockt Ihren Mitarbeiter aus der Defensive. Praktiker sehen oft einen Plan B. (Schon allein, weil in ihrem Job kein Tag wie der andere ist.)
6. Was wäre der Idealzustand? Diese Frage hat das Potenzial Probleme in Lösung umzuwandeln.
7. Haben wir alles bedacht? Schützt beide Seiten vor Selbstüberschätzung.
Zu guter Letzt: Rufen Sie sich Ihre Rolle als Führungskraft ins Gedächtnis. Wie möchten Sie selbst geführt werden? Larifari oder glaubwürdig? Manchmal ist es sinnvoll, sich externe Unterstützung einzuholen. Wer von „draussen“ oder „oben“ draufschaut, ist nicht in (zwischenmenschliche) Details verwoben. Diese Position erreicht oft den Beteiligten so, dass er seine Einstellung zu Gefahren und Risiken prüft. Denn die meisten Baustellen kranken an menschlichen Themen.
Einfach.Sicher.Arbeiten
personalfokus AG
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