Unterschätztes Risiko: Staubbelastungen in der Baubranche
- markvonrotz4
- vor 12 Stunden
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Klar, auf Baustellen wird gearbeitet, dass die Späne fliegen. Das liegt in der Natur der Sache. Holz, Quarz, Zement, Asbest – sie galten als die glorreichen Vier. Heute ist das Verbauen von Asbest untersagt. Das Material hingegen ist noch gegenwärtig. Doch der Reihe nach.

Welche Stäube schwirren auf der Baustelle herum?
1. Silikastaub bzw. Quarzstaub
Schneiden, Schleifen, Bohren sind zerspanende Verfahren, mit denen Beton, Steine oder Ziegel bearbeitet oder in Form gebracht werden. Die feinen Partikel, die dabei entstehen, enthalten kristallines Silizium. Wird dieses Tag für Tag eingeatmet, schadet das der Lunge wie den Atemwegen. Im Worst Case kann die Kotamination eine Silikose verursachen.
2. Zementstaub
Staubarm heisst das Zauberwort. In den letzten Jahren kommen mehr und mehr Produkte auf den Markt, die beim Anmischen erheblich weniger Staub freisetzen. Trotzdem liegt in diesem Arbeitsschritt weiterhin Potential, z. B. wenn Sackware genutzt und von Hand angemischt wird. Die auftretenden Stäube reizen kurzfristig die Atemwege; langfristig können sie chronische Atemwegserkrankungen begünstigen.
3. Holzstaub
Weichholz oder Hartholz? Unerheblich. In der Holzbearbeitung werden kleinste Teilchen frei. Entzündete Nasenschleimhäute, Allergien oder Asthma sind im Berufskontext keine Seltenheit. Holzstaub kann auch zu karzinogene Veränderungen führen.
4. Asbeststaub
An sich ist das Material nicht toxisch – wenn es unbearbeitet bleibt. Sobald mechanische Verfahren ins Spiel kommen, wie beim Bohren, Sägen oder Brechen, zerspringt die kristalline Struktur. Sie fasert auf. Ganz fein, der Länge nach, unsichtbar und geruchslos. Das Einatmen ist ein Leichtes; das Verhaken der nadelförmigen Partikel in den Lungenbläschen auch. Sie sorgen für dauerhafte Entzündungsreaktionen; das Lungengewebe vernarbt und verdichtet sich, die Lungenleistung schwindet.
Spielt Asbest noch eine Rolle?
Ja. Trotzdass Asbest seit 1. März 1989 in der Schweiz weitestgehend verboten ist. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Verbauen der meisten asbesthaltigen Produkte untersagt. Jedoch ist zu beachten, dass in Gebäuden, die vor 1990 errichtet wurden, mit verschiedenen asbesthaltigen Materialien zu rechnen ist.
Risikofalle Asbest: Schutz bei Abriss, Sanierungs- oder Renovationsarbeiten
Auch wenn die Sanierung von Asbest in der Schweiz streng reguliert ist, gilt es KEINEN Mitarbeiter unnötigen Gefahren auszusetzen.Was ist zu tun?
Risikobewertung Bevor die Sanierung beginnt, muss die Baustelle auf eventuelle Gefahren durch Asbest gecheckt werden. WICHTIG: Bei Gebäuden, die vor 1990 erbaut wurden, ist es wahrscheinlich, dass Asbest verbaut wurde.
Muss eine Spezialunternehmung her? Liegt ein hohes Gefährdungspotential vor, ist der Arbeitgeber in der Pflicht, sinnvolle Massnahmen zum Gesundheitsschutz umzusetzen. Manchmal bedeutet das: Finger weg! Spezialisten beauftragen.
Heisses Eisen: Entsorgung von Asbest Wohin mit dem Zeugs? Asbest muss professionell beseitigt werden. Das passiert meist in sogenannten "Big Bags", die eine kurze Zwischenlagerung erlauben. Langfristig gehört Asbest als Sondermüll auf die Deponie!
Stäube allgemein: Schutzmassnahmen sind angebracht?
1. Wasser bindet Staub Staubige Bereiche befeuchten.
2. Staubsaugerprinzip: Absaugen Das Übel an der Wurzel packen heisst: Werden Absaugsysteme direkt an der Quelle platziert, reduziert sich die Staubmenge in der Umgebungsluft.
3. Atemschutzmasken Ungeliebt, aber wirkungsvoll. Unpopulär, jedoch schnell zur Hand. Schutzmasken sind das erste Mittel der Wahl, um sich vor dem Einatmen von Stäuben zu schützen.
4. Gesundheitschecks Vorsorgen ist besser als Erkrankungen zu therapieren. Wer sich regelmässig arbeitsmedizinisch untersuchen lässt, kann im Fall der Fälle eher behandelt werden.
Gretchenfrage: Wie kommt das Bewusstsein für Staubrisiken in die Köpfe?
Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn man Stärke, Kraft und Ausdauer zeigt? Mag sein, dass sich unter den zupackenden Berufen solche Vorstellungen halten. Doch ganz ehrlich: Niemand will sich freiwillig und ernsthaft seine Atemwegsorgane ruinieren. Selbst gestandene Typen nicht! Es ist wie so oft, eine Frage der Kommunikation. Frontale Belehrungen bringen so gut wie gar nichts. Der Appell an die Eigenverantwortung schon.
Ist dir klar, was du hier tagtäglich tust?
Wissen deine Kinder davon, dass du beim Einatmen eine Menge riskierst?
Will deine Frau einen Mann, dem die Luft wegbleibt?
Unsere Beraterpraxis zeigt, dass lebensnahe Aufklärung am meisten bringt. Schriftliche Hinweise müssen sein. Sie erreichen die Menschen aber erst, wenn sie offen dafür sind.
Zu guter Letzt: Der Chef ist das beste Beispiel. Ist ihm der Arbeitsschutz lästig, wird er das in die Belegschaft transportieren. Man kann nicht nicht kommunizieren.
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